Über uns
Ars Discendi – das sind Torben Freytag und Lea Märtens, zwei leidenschaftliche Museumsliebhaber/innen und Forscher/innen aus Lübeck.
Während unseres Studiums der Klassischen Altertumskunde und Geschichte auf Lehramt an Gymnasien an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben wir festgestellt, dass es uns viel Freude bereitet, historische, politische und literarische Themen aus dem Elfenbeinturm der Universitäten, aber auch mancher Museen, herauszuholen und Menschen jeden Alters dafür zu interessieren und zu begeistern.
Der Spagat zwischen umfassender und effizienter Vermittlung von Inhalten und dem Unterhaltungsfaktor dabei stellt oft eine große Herausforderung dar. Manche Museen informieren und bilden umfangreich, der Spaßfaktor bleibt dabei allerdings oft auf der Strecke. Genauso gibt es andersherum Museen und Bildungsstätten, die Unterhaltung und Design vor Information und Vermittlung stellen. Manchmal bleibt der Gedanke: „Sieht gut aus, aber ich bin genauso schlau wie vorher“.
Freude und Begeisterung sind jedoch wichtige Faktoren bei der Vermittlung von Inhalten, die man nicht unterschätzen sollte.
So ist die Idee zu „Ars Discendi“ (für alle Nicht-Lateiner: „Die Kunst zu lernen“) geboren worden: eine gründliche Bildung und gleichzeitig Freude an den Inhalten, wollen wir in Einklang bringen.
Wir gehen offen an alle Epochen, Themen und auch Methoden heran, ganz nach dem Motto: in jeder Quelle steckt etwas – man muss es nur herausholen.
In unserer museumspädagogischen Arbeit in Lübeck haben wir das – damals noch als Ehrenamtliche – immer wieder getan, bei Workshops, Museumsführungen und -Nächten, bei Messen und Denkmalstagen und auch immer wieder an Schulen.
Diese schönen Erfahrungen wollen wir nun mit allen teilen und freuen uns auf neue Herausforderungen in vielen weiteren Häusern.
Wenn Sie noch mehr über uns erfahren wollen, klicken Sie einfach auf die beiden Bilder zur Rechten.
Wie wir arbeiten
Unser Ansatz in der Historisch-politischen Bildung
Um unseren Ansatz und wie er sich entwickelt hat, zu verdeutlichen, reisen wir in die Vergangenheit zu den Ursprüngen unserer Arbeit zurück:
Unser erster Berührungspunkt mit dem Feld der historisch-politischen Bildung war im Jahr 2018, als wir uns aus den Quellen heraus, die für die Ausstellung über das Durchgangslager Pöppendorf zusammengetragen worden waren, Gedanken für eine Vermittlung des Stoffes machten.
Unsere Zielgruppe waren Jugendliche ab Klasse 10 (da dort die Beschäftigung mit dem Thema im Lehrplan steht). Wir entschieden uns von Anfang an gegen eine Vermittlung, die nur passiv auf einer klassischen Führung aufbaut. So sind drei verschiedene Formate in Form von Workshops entstanden. Alle drei beginnen zunächst mit einer Führung, denn insbesondere bei regionalgeschichtlichen Ausstellungen wird für eine vertiefende Arbeit mit den Themen eine Einführung notwendig – gerade wenn diese Themen, wie in unserem Fall – über das in der Ausstellung Gezeigte hinausgehen.
Der kurze Rundgang durch die Ausstellung mit eigener Zeit zum individuellen Informieren bildete den ersten Part der etwa zwei stündigen Workshops.
Das Wort etwa verwenden wir an dieser Stelle, weil wir unsere Formate immer flexibel in der Zeit gestalten. Wird mehr Zeit erforderlich oder gewünscht, gibt es sie auch.
Bei den Überlegungen bezüglich des „Wie-Vermitteln“ war sehr schnell klar, dass wir einen Gegenwartsbezug brauchen würden und unsere Formate nachhaltig sein sollten, damit sie auch nach der Sonderausstellung noch verwendet werden können.
Ein Beispiel: Im Workshop Schleswig-Holstein verdoppelt sich – Integration von Flüchtlingen in Lübeck nach dem Zweiten Weltkrieg werden in Gruppenarbeit verschiedene Konflikte analysiert, die mit der raschen Aufnahme vieler Menschen in eine zusätzlich noch teilweise zerstörte Stadt auftreten. Zu den Aspekten gehören Wohnsituation (etwa der Verteilungsschlüssel der britischen Besatzungsmacht), Versorgung mit Lebensmitteln sowie Konflikte, die auftraten. All dies sind Szenarien, die sich ohne Weiteres auf die Gegenwart übertragen lassen. Im Plenum werden dann nach der Vorstellung der Konflikte durch die einzelnen Gruppen, Lösungen diskutiert.
Daraus ist unser Ansatz und unser Verständnis für historisch-politische Bildung entstanden.
Darin stimmen wir im Grundsatz mit den Zielen für politische Bildung innerhalb des von den Vereinten Nationen herausgegebenen pädagogischen Programms überein, welches 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung postuliert (Sustainable Development Goals).
Für die politische Bildung, zu der wir auch die historische als Teil fassen, bedeutet dies:
I. Kritisches Denken
II. Transformatives Handeln
III. Strukturelle Veränderungen1
Bevor also lösungs- oder handlungsorientiert gearbeitet werden kann, muss zunächst die Fähigkeit des kritischen Denkens vermittelt und/oder geschult werden. Das gilt für alle Lebensbereiche, insbesondere für den Alltag und die Bewältigung der massiven Nachrichtenströme, deren Einordnung und Bewertung. Nur wer das beherrscht, kann sich frei von Propaganda und Fake News eine freie Meinung bilden, auf dieser dann Lösungsansätze diskutieren und zu rationalen Handlungsansätzen gelangen.
Bezogen auf den historischen Bereich unserer Arbeit bedeutet das vor allem, dass wir Quellen dazu verwenden, kritisches Denken einzuüben, zu schulen, weiter zu entwickeln und dann wiederum mithilfe des Quellenmaterials Lösungen für die entstandenen Probleme zu diskutieren. Daraus entsteht dann im besten Fall eine Transferleistung der angewandten Methode auf die jeweiligen Situationen, in denen sich die Teilnehmenden befinden. Und aus dieser Transferleistung eine Handlung abzuleiten, die im Falle der politischen Bildung mit dem Fokus auf der Demokratiebildung darin bestehen kann, dass sich Menschen selbst dazu bewegen, an demokratischen Prozessen aktiv teil zu nehmen, ihre Ideen einzubringen und so neuen Raum für alternative Entwürfe des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu schaffen.
Um ein solches Denken zu entwickeln und zu fördern, sind Maßnahmen wie Perspektivenwechsel und ein umfassendes Bild auf ein Problem, einen Konflikt nötig. Es hilft nicht, die eigene, meist als Angehöriger der westlichen Gesellschaft dominante Sichtweise allein zu betrachten. Gerade bei wichtigen Themen unserer Zeit wie der Aufarbeitung des Kolonialismus, der Geschichten von Unterdrückung und Ausbeutung wie der Zwangsarbeit, die erst in aktueller Zeit objektiv – manchmal auch nur ansatzweise – möglich ist, betrachtet und bewertet zu werden.
Die Fähigkeit, eine andere, oft fremd anmutende Position einnehmen zu können, spielt also eine genauso wichtige Rolle wie die Fähigkeit des kritischen Denkens: beide greifen ineinander, ergänzen sich. Das Ziel unserer Arbeit in der historisch-politischen Bildung lässt sich also in der Entwicklung eines Verständnisses für die Welt und die Gesellschaft anstelle des Einzelnen verstehen sowie die Befähigung zur Teilnahme am aktiven demokratischen Prozess mit den dazu gehörigen handlungs- und lösungsorientierten Werkzeugen, die anhand von historischen Quellen erlernt werden.
Literatur:
Yasmine Chehata, Andreas Eis, Bettina Lösch et.al. (Hg.): Handbuch kritische politische Bildung, Frankfurt a. M. 2024.
1Butterer, Lingenfelder, Pelzel: Kritische politische Bildung in sozial-öokologischen Krisen, in: Chehata, Eis, Lösch et. al. (Hg): Handbuch kritische politische Bildung, Frankfurt a. M. 2024, S. 117.